Das war der diesjährige Familien-Infotag „Aktiv gegen Krebs“ in der Johanniskirche
Am 11. November 2023 fand in der Johanniskirche Magdeburg zum 23. Mal der Familien-Infotag unter dem Motto „Aktiv gegen Krebs", organisiert vom Tumorzentrum Magdeburg/Sachsen-Anhalt e.V., statt. Professor Dr. Dimitrios Mougiakakos, Vorsitzender des Tumorzentrums und Direktor der Magdeburger Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie Magdeburg, hatte eingeladen, um den etwa 650 Besucher:innen einen unkomplizierten Austausch mit zahlreichen Expert:innen aus allen Fachgebieten zu den Themen gesundes Leben, Vorsorge und Krebsfrüherkennung zu ermöglichen. Dr. Ingo Gottschalk, Beigeordneter im Dezernat für Soziales, Jugend und Gesundheit der Stadt Magdeburg, betonte in seiner Begrüßungsrede zudem das wichtige Anliegen dieses Tages, die von Krebs betroffenen Menschen und ihre Angehörigen über die bestmöglichen Therapie- und Versorgungsoptionen zu informieren.
In diesem Jahr war die gesundheitspolitische Podiumsdiskussion ein besonderes Highlight. Moderiert von der Journalistin Anja Petzold, diskutierten Gäste aus Politik, medizinischer und beratender Versorgung und Betroffene über die moderne Krebsmedizin heute und zukünftig im nördlichen Sachsen-Anhalt. Die Diskutant:innen waren sich darüber einig, dass eine umfassende Unterstützung für Betroffene und ihre Familien sowie die bestmögliche medizinische Versorgung nötig ist und strichen heraus, dass in der Krebsmedizin in den letzten Jahren ein enormer Fortschritt gemacht wurde. Für die Region wurde hervorgehoben, dass die Kliniken sehr gut aufgestellt, spezialisiert und darüber hinaus sehr gut vernetzt sind. Professor Dr. Jörg Fahlke, Onkochirurg und ärztlicher Direktor des Johanniter-Krankenhauses Stendal, verwies besonders auf die Bedeutung der nach den Richtlinien der deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren für eine wissenschaftlich nachgewiesene, höchstmögliche Behandlungsqualität.
Zum Thema Fachkräftemangel waren sich alle Teilnehmer:innen einig, es handele sich um ein deutschlandweites Problem. Staatssekretär Wolfgang Beck verwies auf die Krankenhausreform. In der Fläche sei es nicht möglich, jedes Angebot vorzuhalten, sodass dort eine gute Basisversorgung sichergestellt werden soll und spezialisierte Angebote weiterhin stärker konzentriert und zentralisiert werden sollen. Ein Problem bestehe auch darin, dass die Fallzahlen in der Corona-Pandemie stark zurückgegangen und nach der Pandemie nicht wieder angestiegen seien. Kliniken hätten daher mit Defiziten und hohen Kosten zu kämpfen. Laut der Krankenhausreform sollen Krankenhäuser Vorhaltevergütungen statt einer reinen Leistungsvergütung erhalten, um die Grundfinanzierung der medizinischen Versorgung zu sichern. Dr. Katja Knauf von der AOK betonte, dass auch im Bereich der Diagnostik und Nachsorge eine sehr gute Basis vorhanden und aus Sicht einer Krankenkasse der Ausbau dieser Bereiche wichtig sei. Sie sprach sich für eine nachhaltige Finanzierung der Kassen, eine gute, vorausschauende, planbare Gesundheitspolitik, bezahlbare Arzneimittel und die Behandlung aller Krebspatient:innen in zertifizierten Zentren aus. Ulrich Lehmann, Sprecher der Selbsthilfegruppe Blase Magdeburg, ergänzte, dass die Arbeit der Selbsthilfegruppen mehr in die Öffentlichkeit rücken und stärker in das medizinische Netzwerk aus behandelnden Ärzt:innen und Rehakliniken integriert werden sollte.
Ein roter Faden, der sich inhaltlich durch den Infotag zog, war bereits während der Podiumsdiskussion der Aufruf, die Information und die Motivation der interessierten Besucher:innen dazu, Vorsorge- und Früherkennungsangebote aktiv und vermehrt wahrzunehmen. Auch während des anschließenden „Abenteuer Gesundheit“, zu dem 80 Magdeburger Schüler:innen im Alter von 14 Jahren die Zuschauerreihen füllten, drehte sich mit Informationen zum Sonnenschutz, der HPV-Impfung für Mädchen und Jungen, die Bedeutung einer gesunden Ernährung und die Gefahren des Rauchens alles um das Thema Krebsprävention. Besonders beeindruckend und nachhaltig war hierbei der Bericht eines ehemaligen Rauchers und Lungenkrebspatienten. Mit einem Exkurs in die Wissenschaft über die Bedeutung von Bewegung für ein gesundes Leben und für die Lebensqualität während einer Krebserkrankung sowie einer aktiven Tanzeinlage, welche die Besucher:innen und Mitwirkenden bis in die hintersten Reihen des Kirchenschiffes bewegte, endete das vielfältige Programm auf der Bühne.
Der Infotag ist traditionell ein Angebot, sich umfassend zu allen Krebs-relevanten Themen zu informieren. So wurde an den knapp 30 Ständen wieder drei Stunden lang individuell beraten, die Fachvorträge zu speziellen Krebserkrankungen im Seminarraum wurden rege besucht und das riesige begehbare Modell einer Gebärmutter gewährte Einblicke in die verschiedenen Erkrankungen dieses Organs.
Das Tumorzentrum dankt allen Mitwirkenden aus Kliniken und Facheinrichtungen der Region, den Unterstützern und den Besucher:innen für das große Engagement und Interesse an der Veranstaltung und freut sich auf den nächsten Infotag in der Johanniskirche am 09. November 2024.